Geschichte des Witzenhäuser Kirschenanbaus

Wie alles begann

Die Kirsche hat eine lange Tradition in Witzenhausen. So wurden die „kersebern“, wie sie damals genannt wurden, bereits 1573 erstmals im Zusammenhang mit einem Rechtsstreit in Witzenhausen urkundlich erwähnt. Zunächst war in Witzenhausen jedoch Wein die Hauptkultur. Obst wurde zu dieser Zeit nur an Randstandorten wie Feldrainen, Wegerändern oder steilen Lagen, die schlecht zu bewirtschaften waren, angebaut. Erst Ende des 18. und im 19. Jahrhundert ging der Weinanbau nach und nach zurück und der Kirschenanbau trat an seine Stelle. Witzenhausen entwickelte sich in der Folge zu einem der größten Kirschenanbaugebiete Deutschlands. Vor allem, weil die Kirschen hier besonders gut gedeihen, denn mit den kalkhaltigen, gut durchlüfteten Böden und den umliegenden Bergen, die wie ein Kessel wirken und vor Spätfrösten schützen, ergeben sich günstige Standortbedingungen. Aber auch wegen der Nähe zu den Städten Göttingen und Kassel als gute Absatzmärkte für die Witzenhäuser Kirschen. Jeder dritte Haushalt baute sie darum an und besaß durchschnittlich 50 eigene Kirschbäume. Damals wie heute wurden die Witzenhäuser Kirschen hauptsächlich von kleinen Familienbetrieben im Nebenerwerb angebaut. Die Gewinne aus dem Kirschenverkauf kamen zum Hauptverdienst hinzu und verhalfen so vielen Witzenhäusern zu einem bescheidenen Wohlstand.

Früher war alles…

…mühseliger. Denn damals baute man Kirschen auf mächtigen Hoch- und Halbstämmen an. Die Arbeit war gefährlich, waren die Kirschbäume doch bis zu 20 m hoch. Man brauchte Ernteleitern von bis zu 12 m Länge. Zur Erntesaison landeten viele Verletzte mit Knochenbrüchen im Krankenhaus und prahlten dort mit ihrer Pflückleistung. Aber die Ernte war auch ein Ereignis, bei der die Familie zusammenkam. Im Sommer stand man ab 6 Uhr morgens auf den Leitern und pflückte bis zum Nachmittag. Dann brachte man die Kirschen zur Absatzgenossenschaft Unterrieden e.G. (AGU) und tauschte sich dort mit den anderen Kirschenanbauern aus. Die Kirsche und ihr Anbau hatte eine hohe Bedeutung in Kultur und Gemeinschaftsleben der Witzenhäuser. So feiern sie zum Beispiel seit 1868 jedes Jahr die Ernte ihrer wertvollen "Kesper". Auf der Kesperkirmes wählen sie auch ihre Kirschenkönigin als Botschafterin von Witzenhausen und des Kirschenanbaus.

Witzenhäuser Kirschen in aller Munde

Seit den 1930er Jahren fand unter anderem durch die Verlagerung der Kirschplantagen auch auf flachere Hanglagen und ebene Flächen und der Gründung der AGU in 1959 sowie der der Umstellung auf schwachwüchsige, niederstämmige Bäume in den 1980er Jahren eine stetige Professionalisierung in Anbau und Vermarktung statt. Die AGU weitete die Vermarktung der Witzenhäuser Kirschen seit ihrer Gründung auf das Bundesgebiet aus und erzielte wachsende Umsätze, wodurch auch die Produktionsmengen von Kirschen eine stetige Steigerung erfuhren.

Die „Witzenhäuser Kirschen“ erlangten mit ihrem besonderen Aroma und ihrer hohen Qualität überregional Bekanntheit, die immer noch besteht. Denn auch heute wird das Qualitätsprodukt noch von einigen Witzenhäuser Obstbaubetrieben mit dem Wissen, das über Generationen weitergegeben wurde, traditionell erzeugt.

Mehr zur Geschichte des Kirschenanbaus...

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... in Witzenhausen erfahren Sie auf dem Kirschwanderweg 3, der sie mitten durch neue Plantagen und alte Streuobstwiesen führt. Aus dem Leben der Kirschenanbaufamlien erzählt der Kirschwanderweg 4.

Schaufensterausstellung

Schaufensterausstellung

In der Witzenhäuser Innenstadt gibt es eine kleine Ausstellung rund um die Kirsche und den Kirschenanbau. An fünf Schaufenstern in der Innenstadt können Sie Impressionen aus dem Kirschenland bewundern und Wissenswertes über die Witzenhäuser Kirschen erfahren.


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